Anmerkung: Diese Rezension wurde im Oktober 2008 geschrieben. Bemerkungen über den niedrigen US- Dollar wurden leider von der Wirklichkeit überholt. Der niedrige US-Dollar ist ein Segen für zaubernde Europäer, die noch wissen, dass man sich magisch bilden kann, ohne „play“ auf einer Fernbedienung zu drücken. Englische Zauberbücher sind richtig billig geworden und so wundert es uns doch ein wenig, wenn wir für ein einzelnes Druckwerk 75 Dollar zahlen sollen. Plus beachtliche 35 Dollar Versandspesen. Elitäre Mentalisten haben mit solch hohen Preisen sicher kein Problem, aber für uns gewöhnliche Chop-Cupper und Shuttle-Passer ist das schon ein starkes Stück, was ein gewisser Herr Regal von uns für sein neuestes Buch „Approaching Magic“ will. Wie man hört, verkauft es sich aber dennoch gut, woran kann das liegen? Zunächst an den äußerlichen Qualitäten des Werkes: Man bekommt ein 1,92 Kilo schweres, sehr schön gestaltetes, großformatiges Werk im stylischen, weinroten Schutzumschlag in die Hand. Über 1000 Fotos, 506 Seiten Lesestoff, also dem Umfang nach etwa zwei Bücher für den Preis von zwei Büchern, aber als nur ein Mammutwerk gebunden. Da passen die 75 Dollar schon etwas besser.   Der Autor wurde 1986 mit Harry Lorayne´s ihm gewidmetem Buch „Star Quality“ bekannt. Seine nächsten Bücher schrieb er selber, nämlich „Close Up & Personal“ sowie den Doppelband „Constant Fooling I und II“. Viele der Routinen aus diesen Büchern kann man sich auch auf käuflich erwerbbaren DVD´s ansehen. Alle diese Publikationen wurden in der Fachpresse gelobt. Der Erklärstil ist klar und schlüssig, die professionellen Fotos lassen kaum Fragen offen. Der Ausgangspunkt der Regal´schen Ideen ist immer der Effekt, dem die Methode untergeordnet wird. Von „Selbstgänger“ bis „anspruchsvoll“ ist alles vorhanden, was für eine bestimmte „premise“ nötig ist. Dieser Ausdruck kommt aus der Filmsprache und bedeutet ungefähr „Generalthema“. David Regal war lange als Drehbuchautor für Fernseh- Sitcoms tätig und das merkt man bei seinen Kreationen immer. Einen Trick, der mit „...hier habe ich“ beginnt, wird man vergeblich suchen. David Regal erzählt unterhaltsame, geistreiche Geschichten, die er magisch untermalt. Der Humor ist sehr direkt, sehr amerikanisch und lässt sich nur schwer schablonenhaft imitieren. Als Inspiration für eine eigene originelle Vorträge sind die Texte aber Goldes wert. Hier sind einige der gezählten 79 Trick- und Vortragsideen: Der Magier macht sich Gedanken darüber, wieso es so schwer ist ein Paar zusammenpassende Socken zu finden. Das Problem wird mit zehn bunten Socken und fünf verblüffenden Übereinstimmungen mentalmagisch gelöst. Mit einem Zauberstab und einem ausgeborgten Ehering wird die romantische These bewiesen, dass wahre Liebe jedes Hindernis überwinden kann. Alternativ kann man die Macht der Liebe auch mit einem Ratespiel beweisen. In einem von drei Ringetuis ist der Ehering der Zuschauerin, aber sie erwischt leider immer die billigen Plastikringe. Dann wird alles ganz chaotisch und der Ring befindet sich an einem unmöglichen Ort. Der Magier ist entsetzt, weil es neuerdings verboten ist, Bier ins Fußballstadion mitzubringen. Die Lösung: Die magische Biermatte. Ein volles Bierglas erscheint und verschwindet. Der gestresste Künstler ernährt sich nur mehr von Tic-Tac-Minzzuckerln, die er aus einem sonst leeren Papiersackerl holt. Doch der Körper braucht auch Flüssigkeit: Eine Flasche Wein erscheint.  Ein dramatisch aufgebauter Comedy-Buchtest sorgt für Stimmung, statt dicker Wälzer werden billige Herz-Schmerz-Groschenromane verwendet. Erst glaubt das Publikum an eine Mentalmagie-Parodie, doch dann kommt ein starkes, magisches Ende. Der Magier findet eine gezogene Karte mithilfe modernster DNA- Analysetechniken in einem verschlossenen Feuchttuchpäckchen wieder. Drei DVD´s werden vom Zuschauer in drei Taschen eingesteckt. Der Mentalist weiß sofort, in welcher Tasche der Horrorfilm, der Liebesfilm und der Softporno stecken und hat das Ergebnis sogar vorausgesagt. Wir kommen zur Kartenmagie: David Regal lässt nur wenige der klassischen Themen aus. Eine Vortragsidee, die für viele den Preis des Buchs wert sein könnte, ist eine originelle Präsentation der ehrgeizigen Karte mithilfe des gezeichneten Lieblingshaustiers der Zuschauerin. Weiters: Ein „Two Card Monte“, bei dem ein großes Loch von einer Karte zur anderen wandert, eine Wild-Card Routine, „Dr. Daley´s last trick“, Öl und Wasser, „Jazz Aces, „Any Card at Any Number“, „Haunted Pack“, „Sandwich“, „Karte in Schachtel“, „Moe´s move a card“. Zwischen den Kapiteln mit Tricks finden sich etliche kurze und gehaltvolle Theorie-Aufsätze. Warum ist die „unmöglichste“ Version eines Effekts nicht immer auch die stärkste? Warum verwechseln viele Zauberkünstler die magische Wirkung eines Tricks auf die Zuschauer mit der Wirkung auf den Magier selbst? Warum sind Effekte besonders einprägsam, bei denen „...nur eine Sache passiert“? Die Antworten darauf werden durch ein Interview mit der Matrix-Legende Armando Lucero und durch eine Anleitung zum Thema „scripting“ anhand konkreter Trickbeispiele ergänzt. Bei einem derart schön gestalteten und inhaltlich umfangreichen Buch wie „Approaching Magic“ ist es leicht, eine Empfehlung abzugeben. Wer die 75 Dollar und die schaurig hohen Portokosten verschmerzen kann wird viel Freude mit dem Werk haben.       David Regal: Approaching Magic 2008 Вlue Bikes Productions
„Approaching Magic“  von David Regal
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